Endlich, die bestellte und erwartete Lieferung ist da. Doch bevor die Verpackung einfach zerpflückt wird und als Müll im Altpapier landet, lassen sich daraus häufig eine Menge an nützlichen, witzigen und hochwertigen Gegenständen herstellen. Schließlich kommt das Material für umme ins Haus, ist einfach zu verarbeiten und leicht zu transportieren – also nix da mit Tonne!
Für Chinesen und Japaner gehören vielfältige Einrichtungsgegenstände aller Art aus Papier seit Jahrtausenden zu ihrem täglichen Leben. Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam der Trend auch nach Europa. Aus der ursprünglichen Idee, preiswerte Produkte für mobile junge Leute mit kleinem Geldbeutel zu schaffen, entstanden federleichte und trotzdem vollwertige Möbel. Die braune Pappe eroberte ganze Häuser, Hotels sowie Architekturbüros mit ihrem überraschenden und unverwechselbaren Look.
Es lohnt sich, mit dem überall verfügbaren Produkt selbst einmal zu experimentieren. Einen neuen Karton kaufen muss man dafür nicht, solange die schon vorhandenen Kartonagen sauber und trocken sind. Aus den Kartons können nach der „Umgestaltung“ echte Hingucker werden: wie z. B. diese Kuckucksuhr aus Pappe. So wird aus einer einfachen Kiste mit etwas Geschick ein richtiger Gebrauchsgegenstand mit einem zweiten Leben. Meine Tochter baute sich z. B. aus der Umverpackung unseres neuen Kühlschranks ein Höhlenbett, dass ihr für fast ein Jahr als Schlafgelegenheit diente, zum Glück passte die Matratze rein!
Mit der allgemeinen Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit gewann Upcycling, also das Aufwerten eigentlich überflüssiger Gegenstände, eine Menge neuer Anhänger.
Möbel aus Pappe selbst gestalten: Was es zu beachten gilt
Bevor es ans eigentliche Basteln geht, solltet ihr einige Dinge beachten:
- Für die Möbel aus Pappe sollte zunächst ein genauer Entwurf gezeichnet bzw. eine maßstabsgetreue Skizze angefertigt werden. Wo soll das neue Lieblingsstück im Raum stehen? Wie groß darf es ausfallen? Diese und weitere Fragen gilt es beim Gestalten im Vorfeld zu klären.
- Der Karton mag keine Feuchtigkeit. Er lässt sich zwar mit einer Lackschicht etwas schützen, doch zum reinen „Outdoor-Gebrauch“ eignen sich die daraus entstandenen Objekte nicht. Das Gleiche gilt für den Einsatz in feuchten Kellerräumen oder zugigen Gartenschuppen.
- Auch der Sicherheitsaspekt spielt eine entscheidende Rolle: Pappe und Produkte aus Papier sind sehr leicht brennbar bzw. entflammbar. Fans von Kerzen und Teelichtern sollten also ihre Lieblingsdekoration besser nicht auf Möbeln aus Karton entzünden.
Nach der Planung braucht es neben dem „Rohstoff“ in Form von mehreren sauberen und ausreichend großen Kartons für die Möbelherstellung nur noch etwas Zubehör. Dazu zählt beispielsweise:
- eine scharfe Schere beziehungsweise ein geeignetes Cuttermesser
- Holzleim oder ähnlicher Kleber
- eventuell Farben, Lack oder sonstige Deko
- etwas handwerkliches Geschick
Jetzt könnt ihr loslegen! Das Ausgangsprodukt bietet ungeahnte Möglichkeiten: Es lässt sich in eine einfache Sitzgelegenheit, eine pfiffige Kommode und sogar in ein stabiles Bett verwandeln. Pappeinsteiger*innen empfehlen wir einen einfachen Hocker oder ein zweckmäßiges Wandregal.
DIY Pappregal – eine kleine Anleitung in vier Schritten
Stauraum gibt es bekanntlich nie genug. Ob die Vorratskammer, das Homeoffice oder das Kinderzimmer – ein Regal bereichert jeden Raum und jede ungenutzte Wand. Besteht es aus Pappe, lässt es sich im Handumdrehen überall auf- und wieder abbauen.
Was wird benötigt?
- einfache Faltkartons aus Pappe
- geeigneter Leim
- ein Schneidwerkzeug
- Klebeband, farbiges Papier oder Wandfarbe bzw. Sprühlack. Für das Austrocknen und die Umsetzung der jeweiligen Arbeitsgänge sollten mehrere Stunden Zeit eingeplant werden.
Und so wird’s gemacht:
Schritt 1:
Die überlappenden Kanten auf der unteren Seite der sauberen Schachtel mit Leim verschließen und mit Klebeband abdichten. Diese Fläche bildet am Schluss die Rückseite des Regals und ist von außen nicht sichtbar.
Schritt 2:
Die vier „Flügel“, also die Verschlusselemente des Kartons abtrennen und mit Kleber an den Innenseiten der Box befestigen. Dieser Schritt stabilisiert das künftige Pappregal zusätzlich.
Schritt 3:
Jetzt alle Seiten des Objektes mit weiteren Elementen aufstocken. Jede Lage verstärkt die Tragkraft des Möbelstücks. So stehen später auch Bücher oder schwerere Gegenstände wie Pflanzentöpfe oder Vasen sicher.
Schritt 4:
Das neue Regal erhält ein individuelles und pfiffiges Äußeres. Wer das nature design nicht mag, kann das Innere z. B. mit einer zur Wand passenden Farbe bemalen oder mit einem bunten Tapetenrest auskleiden. Wenn das Regal ins Kinderzimmer soll, fragt eure Kinder, ob sie mithelfen wollen!
Wer keine Lust auf Pinsel und Farbe hat, für den könnte die Serviettentechnik etwas sein. Fortgeschrittene können Zwischenböden einziehen. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Wer Lust hat, solche Boxen nachzubauen, kann uns gerne einen Fotokommentar hinterlassen. Wir freuen uns sehr darüber!
Upcycling – ein nachhaltiges Hobby für die ganze Familie
Upcycling ist cool und macht Spaß. Wer erst einmal damit angefangen hat, kommt nicht so schnell wieder davon los. Legt euch einen kleinen Materialvorrat aus Pappe, Korken, Deckeln, Gläsern usw. an. So könnt ihr immer aus dem Vollen schöpfen und nachhaltige unverwechselbare Produkte gestalten.
Die Herstellung von Papier und Pappe verbraucht jede Menge Ressourcen. Umso wichtiger ist es, die wertvollen Materialien so lange und so oft wie möglich zu nutzen. Und manchmal kann sich aus dem einmaligen Do-It-Yourself-Projekt „Möbelbau aus Pappe“ ein richtiges Hobby für die ganze Familie entwickeln. Wer weiß …
(Fotos: Abb. 1 + 2: shutterstock.com IDs 190212456 + 216090167; Abb. 3–5: privat)