Die Kunsthaltestelle in der Marktstraße hat uns mit ihrer bunten Workshop-Reihe das Sommergrau erfolgreich erheitert! Wie man seine selbstgemachten Produkte mit einfachen Mitteln angemessen fotografiert, hat der Hamburger Fotograf Tom Kamlah im Rahmen dieser Workshops gezeigt. Handmade Kultur war dabei!
Ausgerüstet mit Knete, Holzklötzen, Cocktailspießen, ein paar Winkeln und ganz viel Tape, darauf schwört der Fotograf, kann es losgehen.
Schritt 1: Schafft einen neutralen Hintergrund! Mit einer Hohlkehle, wie im Fotostudio, funktioniert das am besten. Befestigt einen großen weißen Karton als Unter- und Hintergrund zugleich. Freunden von Farbe sei gesagt: Farbige Untergründe geben farbige Reflexionen. Lasst lieber die Finger davon.
2. Platziert euer Produkt darauf. Baut mit den Winkeln, Klötzen und Spießen, oder was ihr sonst eben zur Hand habt, einen Sockel, der das Objekt im Bild „schweben“ lässt! Tom hat sein Sockel-Bauwerk anschließend mit weißem Tape umwickelt, so hat er nachher am PC weniger Arbeit beim Retuschieren. Und die Kamera? Mittels eines Stativs sucht ihr euch 3. die richtige Perspektive für eine spannende Bild-Dynamik! Platt ist langweilig. Wählt ihr den Winkel steiler oder flacher, so wirkt euer Produkt lebendiger. Lasst aber vor lauter Dynamik eure Details nicht in den Hintergrund geraten! Stative könnt ihr euch für kleines Geld im Internet bestellen. Für alle Selbermacher hat der Fotograf eine Alternative: Nehmt eine Packung Reis und schüttet ihn mit etwas Platz für Spielraum in eine größere Tüte und platziert die Kamera willkürlich darauf. Probiert es aus, es funktioniert! Euer Produkt füllt das Bild aus aber lässt etwas Platz nach außen, damit ihr es noch beschneiden könnt. Jetzt rückt ihr es ins richtige Licht 4. Problem: Es ist zu dunkel oder es treffen verschiedenfarbige Lichter gleichzeitig aufeinander. Das sieht auf dem Bild schrecklich aus! Euer Licht zu Hause ist etwas rotstichig. Um die Materialfarbe zu erhalten, verwendet ihr eins mit der Farbtemperatur von 6500K, das ist dem Tageslicht ähnlich. Die Glühbirnen bekommt ihr schon für 7Euro im Elektrogeschäft! Das ist euer Hauptlicht.
Experimentiert nicht lange! Das Sonnenlicht kommt auch von oben, alles andere wirkt unnatürlich! Im Fotostudio wird zusätzlich ein Aufhell-Licht verwendet, bei euch zu Hause tut es vielleicht schon ein Aufheller*. That´s it! Das reicht für den Standardaufbau meist aus. Stehen euch zwei Lampen zur Verfügung, könnt ihr ein Kreuzlicht inszenieren, bei kommt Licht (2) genau von der anderen Seite, so mindert ihr direkt den Schatten. Aber 5. Schatten sind erwünscht! Sie geben eurem Objekt Plastizität, ohne würde es platt und langweilig wirken. Achtet darauf, dass sie nicht zu hart sind. Mit etwas Butterbrotpapier vor der Lampe könnt ihr dem einfach entgegenwirken, das hat den gleichen Effekt wie eine Wolke, die bringt draußen übrigens das beste Licht! Bitte, verwendet nicht den Blitz eurer Kamera. Das Licht kommt dann von vorn und macht eure Dynamik kaputt. Es sei denn, ihr richtet ihn nach oben, an eine weiße Decke, dann reflektiert er gut auf das Objekt.
*Aufheller 6. – „Wer richtig Asche hat, leistet sich die große Lachspackung!“ Die hat nämlich eine silberne und eine goldene Seite. Perfekt zum highlighten: Das Hauptlicht noch einmal einzufangen und gerichtet auf das Objekt lenken! Die Regel ist Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel, das müsst ihr einfach ausprobieren. Gute Reflektoren aus dem Haushalt sind beispielsweise auch Styroporplatten, kleine Kosmetikspiegel oder ein abgeleckter Joghurtdeckel. Der Vorteil – das reflektierte Licht hat die gleiche Farbtemperatur wie das Hauptlicht.
Arbeitet bei den Lichtexperimenten immer formunterstützend! Die Bilder bieten uns Spannung, wenn das komplette Helligkeitsspektrum ausgefüllt ist: Von ganz dunkel bis richtig hell! Dabei sollte euer Objekt nicht seine Zeichnung verlieren. Mit ein paar Tricks kommt ihr also auch mit einer Lampe aus!
Was ihr allerdings noch mitbringen müsst ist Ausdauer und Leidenschaft bei der Sache. Eine realistische Zeit für den Setaufbau, wenn ihr Anfänger seid, beträgt ca. drei Stunden. Not macht erfinderisch! Euer Haushalt bietet so einiges.
Nach der Sommerpause, im August, startet die neue Workshopreihe in der Kunsthaltestelle. Wir freuen uns drauf!