Hallo Ioana, stelle dich doch bitte kurz vor: Wer bist du, was machst du beruflich, wo und wie lebst du?
Hi, ich bin Ioana, das spricht sich im Prinzip aus wie Johanna, nur ohne „h“ und mit langem ersten „a“! Ich komme aus Rumänien, wohne aber mit meiner Familie in Königswinter im Rheinland, davor haben wir in Hamburg, Köln, Bonn, in der Nähe von München und sogar in London gewohnt – allesamt studium- oder berufsbedingte Umzüge.
Seit 2009 bin ich selbstständige Grafikdesignerin und habe einen kleinen Online-Shop für kreative Produkte mit dem gewissen Etwas: Poster, Postkarten, handgemachte Papeterie und demnächst auch handgebundene japanische Notizbücher bzw. Alben und handgeschnitzte Stempel.
Ich liebe kreative Arbeit (fast) jeder Art und probiere immer wieder sehr gerne neue Materialien und Techniken aus. Seit September 2014 blogge ich auf miss-red-fox.de über DIY Projekte und gelegentlich auch über sonstige Themen, die mir eine Freude bereiten: Fotografie, Reisen, Rezepte aus meiner Heimat…
Was (oder wer) hat Dir Mut gemacht, nach Deinem Ingenieurstudium in Rumänien beruflich eine kreative Richtung einzuschlagen?
Eigentlich wollte ich von Anfang an etwas Kreatives studieren, solche Studiengänge gab es damals bei uns aber nicht so viele und die wenigen Plätze wurden, meines Wissens nach, an Leute mit „Vitamin B“ vergeben… Ich habe mich aber privat viel kreativ betätigt. Erst ein Werbeagentur-Praktikum im 4. Studienjahr hat mich angespornt, beruflich in diese Richtung zu gehen. Nach dem Studium habe ich als Beraterin in Werbeagenturen gearbeitet und während der Elternzeit meinen Mut zusammengenommen und mich selbstständig gemacht.
Ich wollte mutig sein und sehen, ob ich es doch schaffe, in einem Bereich zu arbeiten, in dem ich kein Studium habe, dafür aber Unmengen an Ideen! Die kreative Tätigkeit liegt mir doch mehr als das Ingenieurdasein und es ist mir wichtig, etwas zu arbeiten, was mir auch Freude bereitet, meine Familie steht da voll dahinter und dafür bin ich ihnen sehr dankbar!
Warum bloggst Du und was macht Dir daran besonders viel Freude?
Zum Bloggen hat mich der Film „Julie & Julia“ inspiriert. Ich fing eigentlich damit an, um meine Ideen und Projekte an einer Stelle zu sammeln aber auch, weil ich mir beweisen wollte, das ich doch „schreiben“ kann, was ich bis dahin nie so richtig glaubte – mir liegt mehr das Visuelle, die Fotografie zum Beispiel.
Besonders freut es mich, wenn ich mit meiner Arbeit oder mit meinen Ideen andere inspirieren kann aber auch, dass ich durchs Bloggen wunderbare, gleichgesinnte Menschen kennengelernt habe, mit einigen davon bin ich mittlerweile gut befreundet.
Was liebst du an deiner „alten“ Heimat und was gefällt dir an deinem jetzigen Wohnort am besten?
Die Gastfreundschaft der Rumänen ist etwas, was ich sehr mag – gerade weil viele Leute dort selber nicht viel zum Leben haben, Gäste aber dennoch immer willkommen heißen. Rumänien ist ein sehr schönes, sehenswertes Land mit sehr vielen Kontrasten – und das ist es auch, was mir daran gefällt: alt und neu, Tradition und Moderne sind oft zusammen zu sehen. Auf meinem Blog gibt es einige Posts dazu…
Wir wohnen jetzt im Rheinland – und ich schätze die Offenheit und die Lockerheit der Menschen hier sehr. Außerdem ist die Gegend um den Rhein wunderschön und es gibt es hier sehr viele Ausflugsziele, die innerhalb kürzester Zeit zu erreichen sind. Der Kölner Dom z. B. ist unbedingt sehenswert.
Mit welchem Material arbeitest du am liebsten? Was sind die Vor- und Nachteile dieses Materials?
Definitiv mit Papier! Aber, wie ich schon sagte, ich probiere sehr gerne Neues aus und oft sind meine Projekte eine Mischung aus vielen Materialien. Papier ist so vielfältig einsetzbar, flexibel und dann doch wieder nicht, es ist eine schöne Herausforderung, es dazu zu kriegen, sich so zu verhalten, wie man möchte.
Ich liebe die Haptik von schönem Papier, vor allem das japanische Chiyogami Papier (wie alles andere traditionelle Japanische übrigens) fasziniert mich enorm. Ich kann an keinem Papiergeschäft vorbei gehen – und das seit meiner Kindheit – ohne reinzugehen und meistens auch was zu kaufen.
Was ich auch mag, ist wie aus einem schlichten weißen oder aus Packpapier mit ein bisschen Geschick und Zusätzen wie Washi Tape oder Bäckergarn wunderbare Geschenkverpackungen entstehen können.
Das einzige, was ich an Papier nicht mag, ist dass sich es nicht immer so kleben lässt, wie ich es möchte, dann muss ich nach einer anderen Lösung suchen…
Welche Bastel-Aktion aus deiner Kindheit ist dir im Gedächtnis geblieben?
Da ist einiges… Meine erste Erinnerung (da war ich vielleicht zweieinhalb oder drei Jahre alt) ist, dass wir immer wieder auf ein riesiges Blatt Papier zusammen etwas gezeichnet haben, meine Eltern und ich. Die beiden sind unheimlich kreativ und können sehr gut zeichnen. Dann die selbstgemachten Girlanden für den Weihnachtsbaum – auch aus Papier – und das Holzschnitzen mit meinem Vater in den Sommerferien oder das Bauen eines Puppenhauses mit meiner Mutter. Meiner Oma habe ich beim Herstellen von 2D-Puppen aus Pappe und Stoff als Deko für meine Kinderzimmerwand zugeschaut. In der Schule haben wir zum Muttertag ein winziges Püppchen aus Kunststoffperlen und Draht gebastelt und daraus eine Brosche gemacht… Sogar in einer Pionierzeitschrift, die wir (leider) abonnieren mussten, gab es die Bastelrubrik „Was zwei fleißige Hände alles schaffen können “ (oder so ähnlich).
Warum möchtest Du nach Australien auswandern?
Oh, das war mal eine Idee, die sich während unseres Urlaubs dort 2002 entwickelt hat. In keinem Land, das ich bisher bereist habe, fand ich die Mentalität und die Lockerheit der Einwohner so inspirierend. Die Australier sind Menschen mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung und sogar nach Feierabend wirkten die meisten nicht gestresst und müde, sondern immer fröhlich. Mein Mann und ich dachten damals, dass das mit Sicherheit ein Land ist, wo man glücklich leben könnte – und sehr schön ist es allemal. Aber jetzt haben wir ein eigenes Haus hier in Deutschland und die Kinder die Sicherheit eines stabilen Zuhauses, so schnell werden wir wohl doch nicht mehr auswandern ;-)…
Was tust Du jetzt im Frühling am liebsten?
Frühling ist nicht so „meine“ Jahreszeit, wegen dem Heuschnupfen, aber dennoch liebe ich es, meinem Garten beim Blühen zuzusehen – ich habe mir einen kleinen japanisch angehauchten Garten angelegt (da kann ich mich auch immer auf den Herbst freuen, wenn die Ahorne rot werden). An Frühling mag ich, dass die Kinder immer öfter und länger draußen sein können. Wir eröffnen den Grill- und Eisdielen-Saison und wenn es windstill ist kann ich bei warmen Wetter sogar draußen auf dem Terrassentisch basteln.
Verrätst du uns, welches DIY-Blog-Projekt gerade auf deinem Schreibtisch liegt, worauf dürfen wir uns demnächst freuen?
Ich werde mich demnächst mit einer für mich neuen Technik beschäftigen – dem Siebdruck – und werde versuchen, etwas auf Papier und nicht auf Stoff zu drucken. Bin sehr gespannt, wie das wird. Abgesehen davon liegen auf meinem Schreibtisch eher Projekte für den Shop in Form von 15 Rollen Chiyogami-Papier, die in Notizbüchern und Alben umgewandelt werden, ich muss nur die Zeit dafür finden. Ansonsten steht mein monatliches Projekt #12giftswithlove wieder an und ein Gastbeitrag für den Sommer – ich freue mich schon darauf, peppigere Farben auf meinem Tisch zu sehen!
Liebe Ioana, wie schön, dass Dich Dein Mut und deine Ideen bis zu uns getragen haben und dass selbst die Pionierzeitschrift in deiner Kindheit mit dazu beigetragen hat;-)
Ich wünsche Dir, dass der Heuschnupfen sich bald verabschiedet und freue mich auf die „miss red foxigen“ Siebdruckwerke.
Interview: Dörte Rappke
Bilder: Ioana Golzke
Hi Ioana,
das ist ja toll, dass ich dich hier antreffe. Ich gratuliere dir zum „Blogstar“-Titel. – Was für eine Ehre!
Wie du ja weisst, lese ich dein Blog immer gerne. Heute habe ich nochmals ganz viel Neues dazugelernt. Am spannendsten fand ich die Kindheitserinnerungen. Bestimmt ist schon damals das Fundament für deine Kreativität entstanden.
Ich freue mich auf weitere schöne Projekte und besonders den Gastbeitrag bei mir. ;-)
Ganz liebe Grüsse,
♥ Sabrina
Liebe Sabrina,
danke für Deine Worte, ich habe mich sehr gefreut, sie zu lesen! (Leider habe ich keine Benachrichtigung bekommen, dass ich Deinen Kommentar erhalten habe, so dass ich das erst jetzt und durch Zufall sehe…).
Ich freue mich auch auf dem Gastbeitrag! :-)
Liebe Grüße,
Ioana