Wie stellt man selbst Gründünger her?
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- Kategorie: Balkon und Garten
- Fähigkeiten: Sehr einfach
- Kosten: Kostenlos
- Dauer: etwa 3 Stunden
Heute ist uns ein tolles Buch ins Handmade Kultur Haus geflattert. Das Prinzip Waldgarten – In 7 Schichten Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Beeren wachsen lassen. Von Sandra und Michael Skala. Die Beiden haben sich in Portugal ein Stück Land gekauft und sich dort ihren Traum von einem Waldgarten erfüllt, der die kleine Familie mit allem, was man so braucht, versorgt. Mich hat das Buch beim Durchblättern sehr an die Dokumentation: Unsere große kleine Farm mit Molly und John Chester, die ihr Appartement in L. A. verlassen, um 80 Hektar vertrocknetes Land in eine grüne Oase zu verwandeln. Der Film hat mich damals sehr berührt.
Umso begeisterter war ich, als mir dieses Buch hier in die Hände fiel. (Vielen Dank an den Löwenzahn Verlag für die Zusendung!) Es ist das literarische Pendant, für uns als Interessierte ist das Buch vielleicht sogar wertvoller, weil es praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen enthält: von der Vision eines Waldgartens über die Planung und Ausführung bis hin zu Umsetzung, Equipment und Pflege deiner Pflanzen.
Apropos Pflanzenpflege … das machen Waldgärtner am besten mit selbst hergestelltem Gründünger, z. B. einer Brennnesseljauche, das ist quasi die Leibspeise von Himbeerstrauch & Co. Und auch jeder Balkonpflanze! Wie das geht, beschreiben euch Sandra und Michael in der folgenden Anleitung. In diesem Sinne – gutes Düngen!
1Was brauchen Pflanzen?
Wie wir Menschen brauchen auch Pflanzen bestimmte Nährstoffe, um zu wachsen. Das sind vor allem: Stickstoff, Phosphor und Kalium. Daneben benötigen sie noch etwas Magnesium, Kalzium, Schwefel und Spurenelemente wie Eisen, Mangan, Kupfer und Zink.
2Warum Gründünger?
Bei der Gründüngung wird der Boden mit Stickstoff angereichert. Das ist eine tolle Möglichkeit, den Boden gesund zu halten – nicht zu vergessen all die nützlichen Insekten, die dadurch fast schon magnetisch angezogen werden.
Die meisten Gründünger können von März bis August ausgesät werden. Wir nutzen am liebsten Klee – zum Beispiel den Rotklee (winterhart) – und die Bienenweide (Phacelia).
Hier hast du alle Vorteile auf einen Blick:
- Schwere und leichte Böden werden gleichermaßen verbessert. Durch die Gründüngung werden im Boden gespeicherte Nährstoffe wieder freigesetzt. Folgekulturen profitieren von diesen Nährstoffen und wachsen kräftig und gesund nach.
- Der mit Stickstoff angereicherte Boden ist die ideale Grundlage, um darauf Starkzehrer anzupflanzen.
- Durch die Gründüngung wird der Boden die ideale „Insektenweide“. Er dient als Futterquelle für nützliches Kleintier – und als idealer Pollenspender für Schmetterlinge und Bienen.
- Dank der Beschattung trocknet der Boden nicht so schnell aus. Zudem werden Bodenerosionen durch Wind und Regen verhindert.
- Die Wurzeln lockern die Erde auf. Dadurch können Wasser und Sauerstoff ideal aufgenommen werden.
- Beikraut wird unterdrückt und verdrängt.
3Urindünger
Klingt komisch, ist aber so: Frischer Urin gilt im Garten als „flüssiges Gold“, denn er enthält jede Menge Stickstoff. Dazu gesellen sich noch Phosphor, Kalium, Magnesium, Kalzium und Eisen – allesamt bestens geeignet zum Düngen.
Zur Orientierung: Ein erwachsener Mensch scheidet pro Tag 1–3 Liter Urin aus. Das ist schon eine ganze Menge Flüssigkeit.
Das Mischverhältnis mit Wasser ist je nach Pflanzenart 1:10 (Starkzehrer) bis 1:20 (alle weiteren Pflanzen). Beispiele für die Stark- zehrer wären etwa alle Nachtschattengewächse, Gurken, Lauch, Paprika, Kartoffeln oder Kohl.
Manche Starkzehrer vertragen eine weniger gestreckte Menge. Andere mögen es lieber hoch verdünnt – oder kommen mit dieser Art von Dünger ganz und gar nicht klar. Auch hier kann der hohe Stickstoffgehalt die Blätter verbrennen; spare sie deshalb beim Gießen generell immer aus.
4Wurmtee als Dünger
Bei der Kompostierung in der Wurmkiste fällt ein optimaler Dünger ab, nämlich der entstandene Wurmtee. Dieser enthält Spurenelemente und natürlich Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium und Phosphor. Durch die Verdauung der fleißigen Kompostwürmer sind der Nährstoffgehalt und die Verfügbarkeit sehr hoch.
Zusätzlich enthält der Tee eine Vielzahl von Mikroorganismen, die sich positiv auf das Pflanzenwachstum und die Pflanzengesundheit auswirken.
Wurmhumus ist ein lebendiger Dünger, der die Kommunikation im Boden verbessert und wunderbar die Feuchtigkeit im Boden speichert.
Das Mischverhältnis von Wurmtee zu Wasser ist 1:10. Je schneller der frisch gemischte Dünger verwendet wird, desto besser, da die Aktivität der Mikroorganismen nach einer Zeit abnimmt. Eine Überdüngung kann mit Wurmtee nicht stattfinden.
Unsere eigene Erfahrung hat jedenfalls gezeigt: So eine Wurmkiste ist eine ziemlich praktische Sache. Denn Bioabfälle sind kein Müll, sondern eine wertvolle Ressource – die du mithilfe der Würmer deinen Pflanzen wieder zugutekommen lassen kannst. (Im Buch widmen sich die Beiden noch etwas genauer dem Thema Kompost und Würmer).
5Brennnesseljauche
Du willst den Bäumen und Pflanzen in deinem Waldgarten mal was Gutes tun? Dann gönne ihnen natürliches Parfum, auch bekannt als: Jauche. Zugegeben, Parfum ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort – es gibt angenehmere Düfte. Aber deine Pflanzen werden dich für diese Anwendung lieben. Wir stellen dir im Anschluss drei Methoden vor, die wir selbst nutzen.
BRENNNESSELJAUCHE
Die Brennnessel ist eine sehr vielseitige Pflanze und findet ihren Nutzen in vielen Anwendungsbereichen. Nahrungsquelle, medizinische Behandlungsmittel, Brennnessel-Gartendünger – es gibt fast nichts, was dieser Allrounder nicht kann.
Die Brennnesselblätter enthalten Chlorophyll,Stickstoff,Eisen,Kalium,Kupfer,Zink, Magnesium und Kalzium.
WIE DU BRENNNESSELJAUCHE HERSTELLEN KANNST
Handschuhe raus und los geht’s: Die Brennnesseln kannst du schon im Frühjahr pflücken. Falls in deinem Waldgarten noch keine eigenen Brennnesseln wachsen, pflücke sie in der Natur – aber nie zu viele von
einer Stelle.
Falls du die Brennnesseln außerhalb von deinem Grundstück pflückst: Vermeide Straßenränder, denn so würdest du unnötig Chemikalien mit in deinen Waldgarten einbringen.
Sobald du dann dein Ausgangsmaterial gesammelt hast, stehst du vor der Wahl: die schnelle oder die langsame Variante? Wir stellen dir hier die schnelle Variante vor:
Für die schnelle Methode benötigst du 50 Gramm Brennnesseln und 500 Milliliter kochendes Wasser. Übergieße die Brennnesseln mit dem Wasser und lass alles 1 Stunde ziehen. Danach werden die Blätter und Stängel abgeseiht, die Reste kannst du auf den Kompost werfen.
Den Sud verdünnst du 1:10 mit Wasser – schon ist der Dünger gebrauchsfertig. Einziger Nachteil der schnellen Methode: Das Ergebnis hat eine etwas schwächere Wirkung.
WO KANNST DU BRENNNESSELJAUCHE ANWENDEN?
- Im Kompost eingesetzt, kann die Zersetzung angeregt werden.
- Wer die Jauche mag: Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Kürbisse, Kohl- und Lauchgewächse und Kartoffeln.
- Wer die Jauche eher nicht mag: Bohnen,Erbsen,Zwiebeln und Knoblauch.
- Dieser Dünger eignet sich am besten für Blattpflanzen und Starkzehrer.
- Beginne vorzugsweise mit niedrigen Konzentrationen.
- Auch viele Obstbäume und Sträucher vertragen die Jauche sehr gut.
Der Brennnesseldünger mag vielleicht nicht das Feinste sein, was deine Nase je gerochen hat – aber dafür ist er einfach zuzubereiten und leistet ganze Arbeit. Plus: Du kannst die Jauche das ganze Jahr über durch Zugabe von mehr Blättern und Wasser wieder auffüllen.
Am Ende der Vegetationsperiode legst du den Brennnesselrückstand auf deinen Kompost.
6Und hier findest du noch viel mehr naturbelassene Tipps rund um deinen Waldgarten:
Wie schön, dass du zu unserem Buch gefunden hast – hier erwartet dich unsere geballte Ladung an Wissen und Erfahrungen rund um das Thema Waldgarten.
Was das ist, so ein Waldgarten? Das erklären wir zu Beginn gleich einmal genauer, damit es gar nicht erst zu Missverständnissen kommt. Denn oft werden wir gefragt, ob es hierbei um einen Garten im Wald geht (den man ja eher selten zur Verfügung hat). Nein, die Sache ist schon ein wenig komplexer – und gleichzeitig wieder ganz einfach, denn am Ende geht es vor allem darum, die Natur genau zu beobachten.
Des Weiteren erfährst du, was du alles an Ausrüstung benötigst, damit dein eigener Waldgarten den bestmöglichen Start hinlegen kann. Natürlich nehmen wir dich zusätzlich komplett in die Umsetzung, Gestaltung und Planung mit und gehen Schritt für Schritt die einzelnen Schichten eines Waldgartens mit dir durch.
Was darfst du noch erwarten? Unter anderem jede Menge vielfältige Pflanzbeispiele, interessante Baumvorstellungen und einen konkreten Plan, was du in deinem Waldgarten Monat für Monat erledigen kannst. Auch jede Menge „How-to“-Anleitungen findest du in unserem Buch. Du wirst sehen: Eine Bodenanalyse ist flott umgesetzt, und Jauche zum Düngen herzustellen, ist gar nicht so kompliziert, wie du vielleicht gerade denkst. Das Gleiche gilt für den Obstbaumschnitt, Mulchschichten und die Förderung der einzelnen Nützlinge – all das gehört in einem Waldgarten natürlich auch dazu.
Irgendwann braucht man aber auch mal eine Pause von der Arbeit. Genau für solche Momente haben wir dir zu guter Letzt zahlreiche Anekdoten aus unserem allerersten Waldgarten in Portugal mitgebracht – und darüber, wie wir überhaupt zu all unserem Wissen gekommen sind ...
Und hier kommen die Buchdetails:
Sandra Skala, Michael Skala
Das Prinzip Waldgarten
In 7 Schichten Gemüse, Obst, Kräuter, Nüsse und Beeren wachsen lassen
ISBN 978-3-7066-2969-0
280 Seiten, gebunden