Textilveredlung
Die leuchtende Farbe und der seidige Griff eines Kleiderstoffes, das Druckdessin der Bettwäsche, der weiche Flor und der Glanz des Samtes, das bügelfreie Hemd oder die fleckabweisende Ausrüstung eines Teppichs – Stoffe aller Art durchlaufen während ihres Herstellungsprozesses die sogenannte Textilveredlung, die ihnen Eigenschaften für den jeweiligen Gebrauch mitgibt. Es gibt kaum Stoffe, die so verkauft werden, wie sie von der Web- oder Strickmaschine kommen.
Zu den Veredlungsmaßnahmen gehören alle Vor- und Nachbehandlungen der Stoffe, die auf mechanische Art oder auf chemischem Weg das Aussehen, den Griff, die Trage- oder die Gebrauchseigenschaften verändern.
Eine waschfeste, dauerhafte Veredlung wird auch Ausrüstung genannt. Dazu zählen beispielsweise das Bleichen, das Färben und das Drucken, die Krumpfarm-Ausrüstung gegen ein Einlaufen bei der Wäsche oder das Hochveredeln für die Pflegeleichtigkeit.
Beim Mercerisieren, einer Behandlung mit Natronlauge, erhält Baumwolle einen waschfesten Glanz. Wolltypische Ausrüstungen sind das Karbonisieren zur Beseitigung pflanzlicher Verunreinigungen, das Walken, Flauschausrüstungen etwa durch Rauen, das Dekatieren für Glanz und vollen Griff oder die Antifilzausrüstung. Zehn bis 20 Arbeitsgänge muss ein Textil über sich ergehen lassen, bevor es die gewünschte Farbe, den erforderlichen Griff und eine verwendungsbezogene Spezialausrüstung besitzt.
Dabei hat die Textilveredlung eine lange Tradition: Die Schutzfunktion von Textilien für den Menschen verband sich schon früh mit dem Bedürfnis, sich zu schmücken. Farben und Muster aus altchinesischen und altägyptischen Hochkulturen sind durch Textilfunde überliefert. In dieser Zeit entwickelte sich auch der Berufsstand des Färbers, der durch Jahrtausende hindurch auf natürliche Farbstoffe angewiesen war, die Früchte, Hölzer oder Mineralien lieferten. Aus Schnecken gewann man in winzigen Mengen das Purpurrot.
Zur Textilveredlung werden heute zahlreiche Chemikalien eingesetzt und die Umweltbelastung ist groß: Es gibt mehrere Tausend verschiedene Textilhilfsmittel und Farbstoffe, die verwendet werden. Der Wasserbedarf beträgt 60 bis 350 Liter je Kilogramm Stoff. Auch der Energieverbrauch ist sehr hoch. Ein Großteil der Veredlungschemikalien gelangt nach Gebrauch ins Abwasser und in Deutschland in die kommunalen Kläranlagen. Hier und in den europäischen Nachbarstaaten werden im weltweiten Vergleich hohe Aufwendungen für den Umweltschutz aufgebracht.
Billigimporte etwa aus Fernost können auch deswegen billiger sein als Stoffe, die in Deutschland oder Europa hergestellt werden, weil dort oft unter geringen Umweltstandards produziert wird. Bei der Auswahl der Veredlungschemikalien, der Verwendung sparsamer Mengen und unschädlicher Komponenten sowie bei Recycling und Entsorgung wird nicht der hierzulande übliche Standard erreicht, sondern es besteht ein erhebliches Gefälle in der Gesetzgebung sowie im Umweltbewusstsein.
Qualität sowie Umwelt- und Gesundheitsschutz haben auch bei Stoffen ihren Preis. Genau wie langlebige Nähmaschinen sorgen hochwertige Stoffe, die lange getragen oder genutzt werden können, für die Schonung von Rohstoff- und Energieressourcen und tragen damit zum Schutz der Umwelt bei.