Natürlich färben. Von der Farbe bis zum Fixierer: Handfärben ohne Chemie
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- Kategorie: Alte Handwerkstechniken, Kreativitätstechniken, Nähen, Stricken
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Céline Philippe hat erst spät zum Handfärben gefunden: Eigentlich ist sie Juristin und lebte ein schnelles, intensives Stadtleben mit einer florierenden Karriere. Aber mit zunehmendem Alter erschien ihr die Geschwindigkeit und der Druck des Stadtlebens irgendwann sinnlos. Sie schwenkte um, kaufte ein verfallenes Haus auf dem Land und brachte sich alles rund um das Thema Pflanzenfärben selbst bei. Mit ihrem Label »Teinture Sauvage« ist sie mittlerweile Frankreichs bekannteste Handfärberin.
In ihrem Buch zeigt sie nun auch Färbe-Laien, wie man ganz ohne Chemie mit Blumen, Gemüse, Obst und Gräsern farbechte Resultate erzielt und gleichzeitig komplett nachhaltig arbeitet. Schritt für Schritt führt sie LeserInnen in die Geheimnisse der Pflanzenfärberei für Stoff und Wolle ein. Sie erklärt, welche Ausstattung nötig ist, wie man Farben aus Pflanzen gewinnt und welche Fasern sich besonders gut zum Färben eignen. Alle Schritte lassen sich gut in der heimischen Küche umsetzen.
Eines der schönsten Bücher zum Thema! Wir sagen Danke an den Stiebner Verlag, der uns erlaubt hat, das Rezept für die Herstellung einer Pflanzenfarbe mit Schwarzem Holunder zu veröffentlichen.
1Details zum Buch: "Natürlich Färben"
Von der Farbe bis zum Fixierer: Handfärben ohne Chemie
Autorin: Céline Philippe
Verlag: Stiebner Verlag
Bibliografische Daten:
ISBN 978-3-8307-2150-5
27,00 € [D] | 27,80 € [A]
176 Seiten, 19 x 25 cm
2Über den Schwarzen Holunder (Sambuca nigra)
Verwendete Teile der Pflanze: frische, ganz schwarze Beeren
Erntezeitpunkt: Spätsommer
Empfohlene Menge: 400 % des Trockengewichts des Färbeguts
Farbpalette: bläuliches Rosa, blau
Geeignete Fasern und Beizmittel: geeignet für alle Faserarten, tierische und pflanzliche Fasern, mit beliebigem Beizmittel. Bei tierischen Fasern empfiehlt sich das Beizen mit Rote-Bete-Blättern.
Der Schwarze Holunder gehört zur Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) und ist in Mitteleuropa auf dem Land sehr verbreitet. Wild wächst er in Hecken, am Waldrand und oft an ganz unerwarteten Stellen. Besonders wohl fühlt er sich in den Ruinen alter Steinhäuser.
Der Schwarze Holunder ist zu unterscheiden vom Zwergholunder oder Attich (Sambucus ebulus), dessen Beeren giftig sind. Er ist im Gegensatz zum Schwarzen Holunder kein Gehölz, sondern eine kleinere krautige Pflanze ohne Holz und Stamm.
Der Schwarze Holunder lässt sich ganz leicht im Garten ansiedeln. Die Vermehrung funktioniert im Winter ganz leicht durch Steckhölzer von jungen Trieben, im Frühsommer durch halbreife Stecklinge.
Im Garten bietet er sowohl Blattläusen als auch Amseln Unterschlupf. Der starke Duft seiner Blätter hält Mäuse fern. Das in den Blättern enthaltene Purin kann zur Bekämpfung von Mehltau auf Rosen genutzt werden.
Früher war es Brauch, einen Holunder dicht am Haus zu pflanzen. Er galt als Schutzbaum und »Hausapotheke«. Alle Teile der Pflanze haben Heilkräfte. Die Beeren sind reich an Antioxidantien und wirken dank ihres hohen Gehalts an Anthocyanen entzündungshemmend.
Genau diese Anthocyane interessieren uns beim Färben. Die Verwendung von Holunderbeeren zum Färben ist übrigens schon lange gebräuchlich: Im 18. Jahrhundert färbte man so mit Alaun gebeizte Wolle graubraun; die Färbung galt als sehr
haltbar. Da die Beeren gerbstoffreich sind, kann man mit ihnen auf Leinen, das zuvor in Eisenessig gelegt wurde, lavendelblaue Farbtöne erzielen.
Die Anthocyane sind sehr pH-empfindliche Farbstoffe (siehe Seite 22). Daher ist es nicht so einfach, das Lilarot des Holundersaftes auf Textilfasern zu bannen. Hinsichtlich der Haltbarkeit der Färbung erzielt man nach meiner Erfahrung durch Solarfärbung von Wolle, die mit Rote-Bete-Blättern gebeizt wurde, zufriedenstellende Ergebnisse.
3Das Rezept | Teil 1 | Die Herstellung des Extraktes
1. Die Beeren in ein dicht schließendes Gefäß (Eimer oder großes Glas mit Deckel) füllen. Mit Regenwasser
gut bedecken und etwas Tafelessig hinzufügen, um einen pH-Wert um 4 bis 5 zu erreichen.
2. Das Gefäß verschließen und in die Sonne stellen, am besten auf oder vor eine Steinmauer. Bei großer Sommerhitze die Temperatur der Flüssigkeit kontrollieren: Sie darf nicht über 60 °C steigen.
3. Nun das Glas oder Gefäß für ein paar Tage vergessen: mindestens zwei oder drei Tage und bis zu einen
Monat – es gibt dabei wirklich keine Regeln. Alles hängt vom Wetter ab. Kontrollieren Sie die Farbe des Extraktes: Wenn es eine schöne rote Farbe angenommen hat, können Sie den Prozess des Extrahierens als beendet betrachten.
4. Den Extrakt durch ein Sieb mit einem Passiertuch filtrieren. Für eine höhere Farbstoffkonzentration die
im Tuch verbliebenen Beeren mit einem Stößel, einem Kartoffelstampfer oder Ähnlichem zerdrücken und den
gewonnenen Saft zum Extrakt geben. Den Extrakt aufbewahren.
4Das Rezept | Teil 2 | Färben
1. Den Extrakt in ein dicht schließendes Gefäß (Eimer oder großes Glas mit Deckel) gießen, in dem das Färbegut locker Platz hat.
2. Das zuvor mit Rote-Bete-Blättern gebeizte, angefeuchtete und ausgewrungene Färbegut hineingeben. Bei Bedarf mit Regenwasser auffüllen, sodass das Färbegut ganz untergetaucht ist. Das Gefäß verschließen.
3. Das Gefäß in die Sonne stellen. Regelmäßig die Temperatur kontrollieren, die nicht über 60 °C steigen darf. Alle zwei bis drei Tage umrühren, um eine gleichmäßige Färbung zu erhalten. Das Färben kann als abgeschlossen gelten, sobald der gewünschte Farbton erreicht ist.
4. Das Färbegut herausnehmen, auswringen und im Schatten trocknen lassen. Zum Schluss können Sie es in weichem Wasser auswaschen, dem Sie etwas Zitronensaft zugesetzt haben. So bleibt das leuchtende Rotviolett am besten erhalten.
5Die Wolle zum Selberfärben
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