Töpfern, nähen, stricken, basteln –wir alle brennen fürs Selbermachen. Was hinter dieser Leidenschaft steckt, welche Gründe uns voller Überzeugung selbst Hand anlegen lassen – wir haben sie gesucht und gefunden.
Vom Nähfieber gepackt
Vor einiger Zeit habe ich meine ratternde Anfänger-Nähmaschine mit der (fast) Profi-Maschine meiner Mutter getauscht. Ihr Vorschlag. Sie meinte, weil mich das Näh-Fieber gepackt hat, wäre die Maschine bei mir in besseren Händen. Stimmt! Irgendwie kam vor geraumer Zeit bei mir die Lust auf, etwas mit den eigenen Händen zu (er)schaffen. Vielleicht lag es daran, dass es da vorher diese Tage gab, an denen ich mich gefragt habe: Was genau habe ich heute eigentlich getan?
Setze ich mich allerdings an die Nähmaschine, halte ich bestenfalls nach einigen Stunden mein selbst geschaffenes Werk in Händen. Und das ist ein ziemlich einmaliges Gefühl. Stolz hängt damit zusammen. Aber auch das Wissen, aus welchem Material das kreative Ergebnis ist, mit wie viel Mühe und Herzblut es entstand und vor allem auch, dass es einmalig ist. Und damit hätten wir schon einige der Gründe, die uns Selbermacher antreiben.
Eine Spielwiese für die Phantasie
Aber da gibt es noch den kreativen Prozess. Wie könnte der Stoff für ein neues Kleid aussehen? Aus welchem Material soll er sein? Ist es kurz oder lang? Nirgends findet unsere Phantasie eine so große Spielwiese wie beim Selbermachen. Allein der Gedanke an unser nächstes Projekt, kann uns schon die ein oder andere schlaflose Nacht bescheren. Denn da gibt es schon diese vage Vorstellung für das nächste, ganz besondere Stück in unserem Kopf. Selbstbestimmtheit spielt ebenfalls eine Rolle, schreibt uns beim Stricken doch niemand vor, für welche Wolle und Farbe wir uns entscheiden sollen. Auch nicht, welches Muster wir aussuchen. Ein gutes Gefühl, eine ganze Reihe von Entscheidungen selbst zu treffen, so ganz ohne Abstimmung und ohne Nachfragen. Einfach machen!
Selbermachen entspannt
Wenn manche zur Entspannung und zum Abschalten einen Wochenendtrip brauchen, begeben sich andere auf den Weg in ihr kreatives Reich. Ob dabei geklöppelt, gemalt, geklebt oder genäht wird – und das manchmal bis zur Erschöpfung – am Ende halten wir voller Freude das Ergebnis in Händen und fühlen uns ähnlich beseelt wie nach einem endlosen Strandspaziergang. Aber natürlich werkeln wir nicht nur in unseren eigenen vier Wänden vor uns hin. Im Gegenteil. Wir tun es gemeinsam. Wir gehen raus und treffen uns mit Gleichgesinnten in Strick- oder Näh-Cafés, die es inzwischen in den verschiedensten Städten gibt. Denn dort wird nicht nur Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Heute treffen sich Woll- oder Stoff-Liebhaber, um sich auszutauschen, gegenseitig zu helfen und natürlich nicht ohne eine Portion Stolz ihre neuesten Werke zu zeigen. Schließlich sind wir doch alle liebend gern mit schönen Dingen umgeben. Sind sie dann noch von uns selbst, aus unserer ganz eigenen Idee heraus entstanden – gibt es doch kaum etwas Besseres!